Johannes Molzahn
Übertierchen, 1921
Öl auf Leinwand
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€ 25.000 Schätzpreis:
€ 25.000Ende: 10.12.23 15:03:00 (8 Tage, 20h:38m)
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Objektbeschreibung
Übertierchen. 1921.
Öl auf Leinwand.
Gries 100 A. Oben links signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich mit Künstlernamen, Titel und Datierung versehen. 33,1 x 25,3 cm (13 x 9,9 in).
Im Original-Künstlerrahmen. [AM].
• Aus der bedeutenden, frühen Schaffensphase Johannes Molzahns.
• Zwischen 1917 und 1922 Teilnahme an mehreren Ausstellungen in der Galerie Sturm von Herwarth Walden.
• Werke Johannes Molzahns werden nur selten auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
PROVENIENZ: Robert und Ella Bermann-Michel, Schmelz.
Jürgen Holstein, Berlin.
Privatsammlung (1983 vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Johannes Molzahn, Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen – Druckgraphik, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt, 5.8.-23.9.1956, Kat.-Nr. 5.
Bauhaus, Antiquariat Jürgen Holstein, Berlin, 1987, Kat.-Nr. 234 (mit Abb.).
Johannes Molzahn. Das malerische Werk, Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg, 7.7.-18.9.1988, Kat.-Nr. 18 (mit Abb. S. 54).
Ohne jeden Zweifel war Johannes Molzahn eine der zentralen Gestalten der Avant Garde der späten 10er und 20er Jahre in Deutschland. Bereits im Jahr 1917 erhielt Molzahn im Alter von 25 Jahren eine Ausstellung in der Galerie Sturm von Herwarth Walden. 1918 folgt in der selben Galerie eine Ausstellung mit William Wauer. 1919 folgte die Ausstellung „Paul Klee – Johannes Molzahn – Kurt Schwitters“ wieder im Sturm. 1920 Johannes Molzahn – Albert Gleizes. Sowie eine Ausstellung zu dem gesamten Graphischen Werk Molzahns. 1921 stellte Molzahn erstmals in der Galerie Flechtheim aus, es ist eine Einzelausstellung. 1922 folgt eine Einzelausstellung im Staatlichen Museum Weimar, sowie eine Ausstellung wieder in der Galerie Sturm „Johannes Molzahn – Willi Baumeister“. 1926 folgte die erste Ausstellungsteilnahme in New York. Die Auflistung von Ausstellungbeteiligungen in Deutschlands wichtigsten Institutionen der Avant Garde ließe sich in enger Taktung weiter auflisten und findet ihr Ende in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in der Molzahn mit 8 Werken zur Schau gestellt wurde. Der Maler und Kunsttheoretiker verließ Deutschland. Sein zurückgelassenes Werk befand sich in der ehemaligen DDR. Erst 1988 gab es die erste große Retrospektive in Deutschland. Molzahn wurde in der BRD fast vergessen und war nicht präsent. Die Parallelen der Rezeptionsgeschichte Molzahns zu der von Ludwig Meidner, ein Protagonist der deutschen Avant-Garde der frühen 10er Jahre, drängt sich auf.
Molzahn ist einer der fortschrittlichsten Maler seiner Zeit und untermauerte seine Ambitionen auch als Kunsttheoretiker wie etwa mit seinem „Manifest des absoluten Expressionismus“ von 1919. Ihm kam große Aufmerksamkeit zuteil und vertrat eine selbstbewusste eigenständige Malerei. Die Werke der späten 10er Jahre sind geprägt von einer immer konsequenter bis fast zur völligen Abstraktion getriebenen Auflösung der dargestellten Figuren und Dinge. Die Werke aus den Jahren um 1919 trugen Molzahn den Beinamen „der deutsche Boccioni“ ein. In der Konsequenz seiner Malerei, seiner Kunsttheorie und dem Gedanken, dass das Ziel der Malerei über sich hinaus weisen muss, zeigt er auch rückblickend deutliche Parallelen zu den italienischen Futuristen auf.
Das Bild mit dem bemerkenswerten Titel „Übertierchen“ hat seinen Ursprung in eben dieser so wichtigen Schaffensphase im Werk von Johannes Molzahn. Mit dem Oxymoron „Übertierchen“ als Titel öffnet Molzahn die Assoziations- und Gedankenwelt der Betrachter:innen. Die schematische Darstellung eines Kopfes auf einem silhouettenhaften Unterbau platziert ähnlich einer Büste, ist positioniert vor einem Farbverlauf im Hintergrund über vier Farben von Blau zu Rot. Der kleine verletzlich wirkende Kopf vor einem grellen neonröhrenhaften Hintergrund evoziert notwendige Behutsamkeit gegenüber dem kleinen Kopfgebilde. Das Köpflein schwebt gliederlos im nicht greifbaren, unendlichen Raum. Zeitgleich behauptet sich die technisch anmutende Figur in dem flackernden Farbraum, es scheint am richtigen Ort. Das kleine Wesen als über sich in die Zukunft weisende Figur, es ist das Übertierchen. Es ist die Versöhnung der begrifflichen Ideen wie etwa Technik und Kunst, Mensch und Zivilisation. Das Bild ist ein Zeugnis seiner Zeit und zeitgenössischer Ideen in der Kunst. So ist es auch bezeichnend, dass das Gemälde wohl recht früh in den Besitz von Robert Michel überging.
Robert Michel selbst galt als eine gut vernetzte progressive Künstlerfigur in der Weimarer Republik. Er arbeitete eng mit Künstlern wie Baumeister, Schwitters, Dexel, Moholy Nagy zusammen und schuf Collagen und Zeichnungen die sich durch einen Eklektizismus von Dada, Konstruktivismus und Futurismus mit der neuen Welt der Maschinen auseinandersetzte. Eine Menschenfigur findet in seinen Collagen aus Fragmenten der neuen technischen Welt keinen Platz, schwingt aber als Schöpfer der Maschinen bei der Betrachtung seiner Werke stets mit und weißt so, ohne unmittelbare Präsenz im Bild, doch über sich hinaus. [NK]
In guter Erhaltung. Partiell mit feinem Craquelé. In den unteren Ecken mit Bereibungen sowie leichten Unregelmäßigkeiten in der Farbe. Fest in Künstlerrahmen montiert. Unausgerahmt beschrieben. [AM]
Öl auf Leinwand.
Gries 100 A. Oben links signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich mit Künstlernamen, Titel und Datierung versehen. 33,1 x 25,3 cm (13 x 9,9 in).
Im Original-Künstlerrahmen. [AM].
• Aus der bedeutenden, frühen Schaffensphase Johannes Molzahns.
• Zwischen 1917 und 1922 Teilnahme an mehreren Ausstellungen in der Galerie Sturm von Herwarth Walden.
• Werke Johannes Molzahns werden nur selten auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
PROVENIENZ: Robert und Ella Bermann-Michel, Schmelz.
Jürgen Holstein, Berlin.
Privatsammlung (1983 vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Johannes Molzahn, Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen – Druckgraphik, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt, 5.8.-23.9.1956, Kat.-Nr. 5.
Bauhaus, Antiquariat Jürgen Holstein, Berlin, 1987, Kat.-Nr. 234 (mit Abb.).
Johannes Molzahn. Das malerische Werk, Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg, 7.7.-18.9.1988, Kat.-Nr. 18 (mit Abb. S. 54).
Ohne jeden Zweifel war Johannes Molzahn eine der zentralen Gestalten der Avant Garde der späten 10er und 20er Jahre in Deutschland. Bereits im Jahr 1917 erhielt Molzahn im Alter von 25 Jahren eine Ausstellung in der Galerie Sturm von Herwarth Walden. 1918 folgt in der selben Galerie eine Ausstellung mit William Wauer. 1919 folgte die Ausstellung „Paul Klee – Johannes Molzahn – Kurt Schwitters“ wieder im Sturm. 1920 Johannes Molzahn – Albert Gleizes. Sowie eine Ausstellung zu dem gesamten Graphischen Werk Molzahns. 1921 stellte Molzahn erstmals in der Galerie Flechtheim aus, es ist eine Einzelausstellung. 1922 folgt eine Einzelausstellung im Staatlichen Museum Weimar, sowie eine Ausstellung wieder in der Galerie Sturm „Johannes Molzahn – Willi Baumeister“. 1926 folgte die erste Ausstellungsteilnahme in New York. Die Auflistung von Ausstellungbeteiligungen in Deutschlands wichtigsten Institutionen der Avant Garde ließe sich in enger Taktung weiter auflisten und findet ihr Ende in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in der Molzahn mit 8 Werken zur Schau gestellt wurde. Der Maler und Kunsttheoretiker verließ Deutschland. Sein zurückgelassenes Werk befand sich in der ehemaligen DDR. Erst 1988 gab es die erste große Retrospektive in Deutschland. Molzahn wurde in der BRD fast vergessen und war nicht präsent. Die Parallelen der Rezeptionsgeschichte Molzahns zu der von Ludwig Meidner, ein Protagonist der deutschen Avant-Garde der frühen 10er Jahre, drängt sich auf.
Molzahn ist einer der fortschrittlichsten Maler seiner Zeit und untermauerte seine Ambitionen auch als Kunsttheoretiker wie etwa mit seinem „Manifest des absoluten Expressionismus“ von 1919. Ihm kam große Aufmerksamkeit zuteil und vertrat eine selbstbewusste eigenständige Malerei. Die Werke der späten 10er Jahre sind geprägt von einer immer konsequenter bis fast zur völligen Abstraktion getriebenen Auflösung der dargestellten Figuren und Dinge. Die Werke aus den Jahren um 1919 trugen Molzahn den Beinamen „der deutsche Boccioni“ ein. In der Konsequenz seiner Malerei, seiner Kunsttheorie und dem Gedanken, dass das Ziel der Malerei über sich hinaus weisen muss, zeigt er auch rückblickend deutliche Parallelen zu den italienischen Futuristen auf.
Das Bild mit dem bemerkenswerten Titel „Übertierchen“ hat seinen Ursprung in eben dieser so wichtigen Schaffensphase im Werk von Johannes Molzahn. Mit dem Oxymoron „Übertierchen“ als Titel öffnet Molzahn die Assoziations- und Gedankenwelt der Betrachter:innen. Die schematische Darstellung eines Kopfes auf einem silhouettenhaften Unterbau platziert ähnlich einer Büste, ist positioniert vor einem Farbverlauf im Hintergrund über vier Farben von Blau zu Rot. Der kleine verletzlich wirkende Kopf vor einem grellen neonröhrenhaften Hintergrund evoziert notwendige Behutsamkeit gegenüber dem kleinen Kopfgebilde. Das Köpflein schwebt gliederlos im nicht greifbaren, unendlichen Raum. Zeitgleich behauptet sich die technisch anmutende Figur in dem flackernden Farbraum, es scheint am richtigen Ort. Das kleine Wesen als über sich in die Zukunft weisende Figur, es ist das Übertierchen. Es ist die Versöhnung der begrifflichen Ideen wie etwa Technik und Kunst, Mensch und Zivilisation. Das Bild ist ein Zeugnis seiner Zeit und zeitgenössischer Ideen in der Kunst. So ist es auch bezeichnend, dass das Gemälde wohl recht früh in den Besitz von Robert Michel überging.
Robert Michel selbst galt als eine gut vernetzte progressive Künstlerfigur in der Weimarer Republik. Er arbeitete eng mit Künstlern wie Baumeister, Schwitters, Dexel, Moholy Nagy zusammen und schuf Collagen und Zeichnungen die sich durch einen Eklektizismus von Dada, Konstruktivismus und Futurismus mit der neuen Welt der Maschinen auseinandersetzte. Eine Menschenfigur findet in seinen Collagen aus Fragmenten der neuen technischen Welt keinen Platz, schwingt aber als Schöpfer der Maschinen bei der Betrachtung seiner Werke stets mit und weißt so, ohne unmittelbare Präsenz im Bild, doch über sich hinaus. [NK]
In guter Erhaltung. Partiell mit feinem Craquelé. In den unteren Ecken mit Bereibungen sowie leichten Unregelmäßigkeiten in der Farbe. Fest in Künstlerrahmen montiert. Unausgerahmt beschrieben. [AM]
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